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Tomi Ungerer: Ein Künstlerleben geprägt von Krieg und Fantasie

June 08, 2024 one-minute
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Tomi Ungerer: Ein Künstlerleben geprägt von Krieg und Fantasie
Jun 08, 2024
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Das Elsass ist eine kleine Region zwischen zwei großen Ländern. Mal Paris unterstellt, mal Berlin, mal schikaniert von deutschen Beamten, mal von französischen. Das Elsass, ein Land, in dem viele Soldatenfriedhöfe davon zeugen, was Menschen einander anzutun bereit sind. Wie kann ein Kind, das im Jahr neunzehn einunddreissig in diesem Land geboren wurde, an eine Idylle glauben?

Tomi Ungerer ist einer der vielseitigsten und produktivsten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts. Er schuf durch seine Zeichnungen eine Welt ohne Regeln und Tabus. Seine Kindheit im Elsass prägte seine Abneigung gegen Autorität und Regeln. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, verlor jedoch früh seinen Vater. Während des Zweiten Weltkriegs musste er sich den wechselnden Sprachen und Identitäten anpassen, was ihn zu einem "Chamäleon" machte. Regeln konnte Tomi Ungerer danach nicht mehr ernst nehmen. Er hatte gelernt, wie schnell Gesetze sich ändern und wie willkürlich sie sind. Autorität? Etwas, worüber man am besten Witze macht - und das tat Tomi Ungerer bald von Berufswegen. Er wurde zum Karikaturisten.

Neunzehn sechsundfünfzig zog Ungerer mit sechzig Dollar nach New York, wo er zunächst große Not litt. Sein erstes Kinderbuch "The Mellops Go Flying" brachte ihm den Durchbruch. In New York bewegte er sich in den Kreisen der Kunstszene, erkannte jedoch bald die Doppelmoral der Gesellschaft und kritisierte sie offen. Das brachte ihm Probleme mit dem FBI ein wegen seiner Vietnamkriegs-Kritik. Trotz seines Erfolges blieb er unangepasst und zog sich neunzehn einundsiebzig nach Kanada zurück, um dort ein einfaches Leben zu führen.

Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag, mit Verleger Daniel Keel, führte zu über achtzig Büchern, darunter das international erfolgreiche "The Three Robbers". Danke seiner überschäumenden Phantasie und seines unermüdlichen Fleißes verdiente Tomi Ungerer bald mehr Geld als er ausgeben konnte. Ungerers Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Dank dieser Erfolge konnte er bis zu seinem Tod zweitausend neunzehn finanziell unabhängig zwischen seinem irischen Bauernhof und dem Elsass pendeln. 

Die vielen Jahre dauernde Zusammenarbeit zwischen Verlag und Autor sprechen genauso für sich wie die weltweit insgesamt 17 Millionen verkauften Bücher. Und noch immer vertreibt der Diogenes Verlag Ungerers Bücher. Seine Geschichten von mutigen Außenseitern inspirierten viele Kinder.

Show Notes

Das Elsass ist eine kleine Region zwischen zwei großen Ländern. Mal Paris unterstellt, mal Berlin, mal schikaniert von deutschen Beamten, mal von französischen. Das Elsass, ein Land, in dem viele Soldatenfriedhöfe davon zeugen, was Menschen einander anzutun bereit sind. Wie kann ein Kind, das im Jahr neunzehn einunddreissig in diesem Land geboren wurde, an eine Idylle glauben?

Tomi Ungerer ist einer der vielseitigsten und produktivsten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts. Er schuf durch seine Zeichnungen eine Welt ohne Regeln und Tabus. Seine Kindheit im Elsass prägte seine Abneigung gegen Autorität und Regeln. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, verlor jedoch früh seinen Vater. Während des Zweiten Weltkriegs musste er sich den wechselnden Sprachen und Identitäten anpassen, was ihn zu einem "Chamäleon" machte. Regeln konnte Tomi Ungerer danach nicht mehr ernst nehmen. Er hatte gelernt, wie schnell Gesetze sich ändern und wie willkürlich sie sind. Autorität? Etwas, worüber man am besten Witze macht - und das tat Tomi Ungerer bald von Berufswegen. Er wurde zum Karikaturisten.

Neunzehn sechsundfünfzig zog Ungerer mit sechzig Dollar nach New York, wo er zunächst große Not litt. Sein erstes Kinderbuch "The Mellops Go Flying" brachte ihm den Durchbruch. In New York bewegte er sich in den Kreisen der Kunstszene, erkannte jedoch bald die Doppelmoral der Gesellschaft und kritisierte sie offen. Das brachte ihm Probleme mit dem FBI ein wegen seiner Vietnamkriegs-Kritik. Trotz seines Erfolges blieb er unangepasst und zog sich neunzehn einundsiebzig nach Kanada zurück, um dort ein einfaches Leben zu führen.

Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag, mit Verleger Daniel Keel, führte zu über achtzig Büchern, darunter das international erfolgreiche "The Three Robbers". Danke seiner überschäumenden Phantasie und seines unermüdlichen Fleißes verdiente Tomi Ungerer bald mehr Geld als er ausgeben konnte. Ungerers Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Dank dieser Erfolge konnte er bis zu seinem Tod zweitausend neunzehn finanziell unabhängig zwischen seinem irischen Bauernhof und dem Elsass pendeln. 

Die vielen Jahre dauernde Zusammenarbeit zwischen Verlag und Autor sprechen genauso für sich wie die weltweit insgesamt 17 Millionen verkauften Bücher. Und noch immer vertreibt der Diogenes Verlag Ungerers Bücher. Seine Geschichten von mutigen Außenseitern inspirierten viele Kinder.